Ragaz-Nadig, Clara (1874-1957)

Pädagogin und Autorin. Ihr Vater stammte aus Davos, die Mutter aus dem Schams. Clara lebte die ersten 12 Jahre in Graubünden, kam später oft in das Nadig-Haus in Parpan zurück. Patin war Marie Beeli aus Davos. Besuchte das Lehrerinnenseminar in Aarau, wie auch ihre Schwester – siehe Eva Nadig. Unterrichtete in England, Frankreich, ab 1908 in Zürich, Dozentin an der Sozialen Frauenschule in Zürich. Vorträge über Frauenfragen. Setzte sich auch mit Aufsätzen für die Besserstellung der Frau ein. 1909 erschien ihre Enquête über die Heimarbeit der Frauen, später „Frau und Prostitution“, 1912; „Frau und Friede“, 1915/16. 1918-1946 war sie Präsidentin des schweizerischen Zweiges der Internationalen Liga für Frieden und Freiheit. Sie sammelte Frauen zu Kursen, Ferienwochen und arbeitete für die Flüchtlingshilfe. Ihr Mann war sozial eingestellter Pfarrer in Chur, Basel, Zürich. Beiden lag die Arbeiterfrage am Herzen.

Lit.: Lexikon der Frau, Bd. 2, S. 1004. – Georgine Gerhard über Clara Ragaz, in: Bündner Jahrbuch, Chur 1959, S. 138ff.


Salis-Marschlins, Meta von (1855-1929),

Dr.phil.I 1871, Historikerin, die erste Doktorandin Graubündens, Schriftstellerin zwischen 1900 und 1920, eine der mutigsten Vorkämpferinnen für die Rechte der Schweizer Frau. Zuerst Erzieherin, bereiste sie verschiedene Länder, lernte u.a. Malvida von Meysenburg kennen. Studierte von 1883 bis 1887 in Zürich Geschichte. Von 1881 bis 1888 weilte Friedrich Nietzsche oft in Sils Maria, wo sie von 1884 bis 1886 mit ihm zusammentraf oder mit ihm korrespondierte. Seit 1904 lebte sie auf Capri mit Freundin. Sie vertrat die Ideale der aristokratischen Seelengrösse, kämpfte unerschrocken gegen Unrecht, besonders im Prozess Farner-Pfrunder in Zürich gegen die Unterdrückung und für die Gleichberechtigung der alleinstehenden Frauen. Werke: „Gedichte“, 1881; „Die Zukunft der Frau“, 1886, 2. Aufl. 1891 (neuer Titel: „Präludien und Phantasien“); 1887 erschien ihre Dissertation über Agnes von Poitou. „Die Schutzengel“, Roman, 1889 und 1891; Beitrag zur Philosophie Nietzsches 1897 unter dem Titel „Philosoph und Edelmensch“. „Auserwählte Frauen unserer Zeit“, 1900; „Erinnerungen“, 1916; „Ein Abenteuer“, 1918, u.a.m. (im ganzen 13 Titel).

Lit.: Meta von Salis, Mitteilungen aus dem Familienarchiv von Alt-Marschlins, in: Bündner Monatshefte, 1914. – HBLS, Bd. 4, S.20. – Hedwig Kym, In memoriam Meta von Salis, Chur 1929. – Berta Schleicher, Meta von Salis, illustrierte Biographie, Erlenbach 1932. – Lexikon der Frau, Bd. 2, S. 1125. – Schweizer Frauenblatt, 18.4.1969. – Martin Schmid, Marschlins mit Meta von Salis, in: Graubündens Schlösser und Paläste, Chur 1969, S. 17-21. – Hilde Ribi, in: Bedeutende Bündner, Bd. 2, Chur 1971, S. 264-266.